Kirchenkreisprozess 2030, Rückblick – Ausblick
Rückblick
2016, im Okt
gibt es in der Nordkirche zum ersten Mal Berechnungen, die bis ins Jahr 2030 gehen, zur Entwicklung der Pfarrstellen.
Dazu heißt es im Synodenpapier der Nordkirche von März 2018:
Das Besetzungsvolumen von ca. 1600 VBE - (Das heißt „Vollberechnungseinheiten und 1 VBE entspricht einer 100%-Stelle) - im Jahr 2016 könnte sich gemäß einer Hochrechnung bis zum Jahr 2030 auf ca. 1000 VBE verringern. Oder anders ausgedrückt: Dem Ausscheiden von rund 900 Pastorinnen und Pastoren in den Jahren 2020 bis 2030 steht ein Zugang von etwa 300 Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern gegenüber. Auf lange Sicht muss die Nordkirche mit 600 Pastorinnen und Pastoren weniger auskommen.
Damit entsteht eine komplett neue Sicht auf die Zukunft des Pfarramtes und der Gemeinden. Und schon damals schließen sich Sorgen weiterer Berufsgruppen an: Wie wird das die Arbeit der kirchlichen Mitarbeitenden – der Küsterinnen, Kirchenbüros und Kirchenmusizierenden und vieler weiterer - verändern?
2018, 4. Februar
In meinem Bericht beim Jahresempfang des KK in Preetz greift Propst Faehling diese Entwicklung zum ersten Mal öffentlich in einem Vortrag auf.
Haupttenor dieses Berichtes ist der Impuls, insbesondere in unserem eher ländlich geprägten Kirchenkreis die Nähe der Kirche zu den Menschen im Blick zu behalten und zu stärken, gerade auch unter diesen herausfordernden Bedingungen der Zukunft.
Ein zentraler Gedanke dabei: Die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Kirche und anderen Playern aus dem Bereich der Kommunen, Vereine, dörflichen Institutionen im sogenannten Quartier. Mit diesem „Quartiers-Gedanken“ verbindet sich ein neuer Fokus der kirchlichen Arbeit – die Daseinsvorsorge und die Gemeinwesenorientierung.
2018, 27. Februar
Die beiden Pröpste des Kirchenkreises nehmen die Arbeit zum Thema zusammen mit Pastor Redlef Neubert-Stegemann auf, der auch den sogenannten Schwansen-Prozess im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde begleitet hat und gerade als Leiter der Institutionsberatung in den Ruhestand gegangen ist.
2018, März
verkündet die Landessynode den 2016 beschriebenen statistischen Ausblick der Nordkirche auf die Entwicklung der Pfarrstellen, und die Erste Kirchenleitung beschließt dazu:
Das Landeskirchenamt wird gebeten, ein „Strukturanpassungsgesetz für die Steuerung des Personalbestandes und des Personalzugangs“ zu erarbeiten und in diesem Zusammenhang notwendige weitere Gesetzesänderungen vorzubereiten.
2018, 22. Mai
Die Pröpste und Neubert-Stegemann haben die Bestandsaufnahme und ihre Vorüberlegungen abgeschlossen. Die Konzeptgruppe 2030 konstituiert sich, beschlossen und besetzt durch den KKR.
2019, 2. März
Auf der Synode in Rostock-Warnemünde wird das im März des Vor-Jahres beauftragte Kirchengesetz über die Förderung der Personalplanung in der Landeskirche, den Hauptbereichen und den Kirchenkreisen (Personalplanungsförderungsgesetz) beschlossen. Es tritt am 3.4.2019 in Kraft.
Kommentierend heißt es dazu:
Die 13 Kirchenkreise, die sieben Hauptbereiche und die Landeskirche regeln als Personalplanungseinheiten ihren Personaleinsatz über ihre jeweiligen Pfarrstellenpläne. Daher ist in der Nordkirche bereits ein breit angelegter Beteiligungsprozess gestartet worden, um eine ausgewogene Verteilung des geringer werdenden Pfarrpersonals, ausgehend vom Verteilstand Ende 2015, zu ermöglichen. Dabei wurden zugleich Grundzüge für ein Steuerungskonzept entwickelt.
Dass die Nordkirche also 600 von damals 1.700 Pastorinnen und Pastoren verliert, wird, so stellt man fest, das Profil unserer Kirche auf allen Ebenen sowie das Berufsbild der Pastorinnen und Pastoren verändern.
Im Kirchenkreis Plön-Segeberg sind die konkreten Zahlen damals:
Von 70,3 VBEs in 2015 gehen wir auf 44,3 in 2030.
Neben dem theologischen Gedanken, dass im Kirchenkreis Plön-Segeberg die Kirche in der Fläche anwesend und sichtbar bleiben will, engagiert sich der Kirchenkreis auch konkret in der Nachwuchsförderung, um die Wartezeit von Theologie-Studierenden überbrücken zu helfen – dieses Angebot wurde letztlich allerdings nicht abgefordert.
Die Nordkirche wirbt seitdem auf ihrer Ebene noch stärker als bisher für das Theologie-Studium:
- In Social Media Kanälen
- In einen eigenen Internet-Auftritt zum Thema
- Mit einer eigenen Arbeitsstelle und 2 Pfarrstellen zur Nachwuchsgewinnung, bzw. Begleitung im Hauptstudium
- Durch Erhöhung der Vikariatsgehälter
- und weitere Maßnahmen ...
2018, 22. September
Die Kirchenkreis-Synode beschließt einen Pfarrstellenrahmenplan, in dem zunächst einmal 11 Kirchspiele erfahren, mit welcher Menge an Pfarrstellen sie in den Jahren bis 2030 rechnen können. Die Zwischenschritte 2020 und 2025 werden zahlenmäßig hinterlegt. Zudem werden die steigenden Umlagen für eine VBE (Vollberechnungseinheit) ausgerechnet. Seit 2006 werden alle Pfarrstellen jährlich mit ihrem Anteil an den zukünftigen Pensionskosten berechnet und den Kirchenkreisen in Rechnung gestellt. So ist davon auszugehen, dass in 2030 die 44 Pfarrstellen im Vorwegabzug an den Kirchenkreis fast ebenso viel kosten wie die 70 Pfarrstellen im Jahr 2015.
2018, 28. November
Die Kirchenkreis-Synode erlebt die 2. Lesung und fasst den Beschluss des Pfarrstellenrahmenplans und aller Begleitumstände des KK 2030 Prozesses.
2019, 16. Februar
Die Kirchenkreis-Synode legt die sogenannten „unstrittigen“ Kirchspiele fest.
Die ersten Reaktionen darauf sind unterschiedlich:
- Engagiertes Losgehen einiger Kirchspiele
- Abwartende Haltung anderer
- Abwehr so etwa nach dem Motto: Eine Statistik der Nordkirche, erst recht in Vorausschau über 12 Jahre, also für einen Zeitraum, an dem zukünftige Pastorinnen noch nicht einmal die Schule abgeschlossen haben, ist ein schwieriges Unterfangen.
- Sollen doch die anderen erstmal loslegen
- Und: Überlegungen, die vor allem mit der Frage arbeiten: Was müssen/dürfen wir streichen?
2019, 12. März
Die Steuerungsgruppe 2030 konstituiert sich, beschlossen und besetzt durch die Synode.
2019, 22. Mai
Die Kirchenkreis-Synode beschließt die endgültige Zahl von 12 Kirchspielen. Sie verabschiedet den Pfarrstellenrahmenplan. Nach nunmehr vier Kirchenkreis-Synoden steht das Konzept für den Kirchspielprozess 2030 und wird mit nur ganz wenigen Gegenstimmen synodal beschlossen.
Es entsteht ein Zeitplan mit 2 Zeitzonen
Zone 1: Bis Ende 2024 sollen durch die Kirchspiele vorgeschlagen und durch die Synode beschlossen alle Pfarrbezirke und Dienstsitze zum Zeitpunkt 2030 in den Kirchspielen beschreiben und festgelegt sein.
Zone 2: Bis 2030 soll diese Festlegungen umgesetzt sein.
Über beide Zonen bleibt die Aufgabe, die kirchliche Arbeit und ihre Strukturen den neuen Bedingungen anzupassen. Das bedeutet Umbau der Arbeit, Neuordnung der Kirchspiele im Spektrum zwischen vertraglichen Regelungen bis hin zu Fusionen.
2019, 14. September
Die Synode lernt Andreas Lüdtke als Pastor für den Kirchspielprozess kennen und beschließt die Einrichtung dieser Stelle und die Besetzung mit Pastor Lüdtke.
2019, 27. November
Die Synode beschließt erste Ruhendstellungen von Kirchengemeinden. Ruhendgestellt werden Kirchengemeinden, wenn zum Zeitpunkt ihres Freiwerdens der Kirchspielprozess noch offen ist.
2020
Im Jahr 2020 waren wir nach fast zwei Jahren der Vorbereitung gerade ins Arbeiten gekommen. Da begann am 22. März 2020 der erste Corona-Lockdown.
Und dennoch begannen die Kirchspiele mit ihrer Arbeit, bzw. führten sie fort, bzw. starteten z.T. auch deutlich später, manche erst im Jahr 2021. Das übrigens war vorausgesehen worden und auch für ok. befunden, wenn es denn rechtzeitig zu Ergebnissen kommen würde.
2021
Und so haben wir im Jahr 2021 den Zeitplan noch einmal nachgeschärft:
Damit die Synode in 2024 mit ausreichend Zeit beschließen kann, evtl. auch noch einmal mit Kirchspielen Rücksprache halten kann, braucht sie die Mehrzahl der Kirchspielbeschlüsse Ende 2023, Anfang 2024.
Und noch etwas hat sich inzwischen zum Thema dazugesellt – zwar klar vorhersehbar, und dennoch am Anfang nicht im Blick – die Kirchenwahl Ende 2022. Sie beschleunigt inzwischen in manchen Kirchspielen den Prozess, weil die Verantwortlichen die Entscheidungen noch mit dem KGR treffen wollen, der 6 Jahre lang daran mitgearbeitet und entsprechende Kompetenzen aufgebaut hat.
Und wir können feststellen: Es hat sich viel getan: Kirchspiele sind bereits jetzt fertig oder ganz nah dran, ihre Bezirke zu bilden und Dienstsitze zu entscheiden. Es gibt verzahnte Gottesdienstpläne, Konfir-Kooperationen, Anfragen zur gemeinsamen Aufstellung von Personal.
Und vor allem: Die anfangs starken Bedenken hinsichtlich des Zusammenwirkens der Gemeinden – entscheiden unsere Nachbarinnen in Zukunft über die Verwendung unserer Gelder – sind an vielen Stellen einer konstruktiven Zusammenarbeit gewichen.
Akzeptanz gesellt sich zu Aufbruchsbereitschaft. Und besonders erfreulich – die Kräfte werden zwar gebündelt, aber die Dienstsitze werden eher dezentral wie ein Netzwerk über den Kirchenkreis gezogen, so dass auch die kleineren Gemeinden zukünftig Pastorinnen haben können, die vor Ort wohnen.
Ausblick
Die ganze Zeit galt und gilt für diesen Kirchenkreis:
- Der Prozess findet bottom-up statt.
- Nicht finanzielle Erwägungen waren der Ursprung, des Prozesses, auch wenn sie jetzt durch Corona als Thema hinzugekommen sind.
- Die inzwischen ebenfalls hinzugekommene Freiburger Studie bedeutet eine Gradwanderung zwischen Realitätsbewusstsein und Angstmacherei.
- Aber: Nicht Angst ist unser Motiv des Handelns, sondern der Wille, unter veränderten Bedingungen auch in Zukunft Kirche bei den Menschen sein zu können.
Mit anderen Worten und mit den Worten des Kirchenliedes 488 „Bleib bei mir, Herr“, 2. Strophe, 2. Teil: Umringt von Fall und Wandel leben wir. Unwandelbar bist du: Herr, bleib bei mir!
Wir gestalten den Wandel unserer Kirche.
Wandel ist Teil der Realität des Lebens. Wir gestalten ihn aktiv und so selbstbestimmt wie möglich – und haben dazu Gottvertrauen.
Was braucht es dazu?
Einleitend dazu zwei Theorien im Gegenüber:
1.) Die Zukunftsgedanken einer Fortschreibungstheorie:
Sie will möglichst wenig am Bekannten verändern – dafür ist ihr Grundmotto:
Von allem Bekannten möglichst viel bewahren und dafür den Gürtel enger schnallen, Arbeit zentralisieren, Streichkonzerte organisieren.
Negatives Beispiel dafür bietet die Landschaft der Banken, Postfilialen, Lebensmittelhändler auf dem Land.
Und richtig ist: Wir haben zukünftig einen Fachkräftemangel. Wir müssen die Arbeit mit weniger Profis schaffen als bisher.
Aber das schaffen wir am besten, wenn wir uns dezentral aufstellen, uns gut in der Fläche verteilen und möglichst viele Menschen gewinnen, die uns begleiten, unterstützen, mitwirken.
Einer zentralisierten Kirche folgen immer weniger Menschen – weil sie sie nicht mehr erleben. Eine dezentrale Kirche bleibt ein Netzwerk über die Fläche, dass seine Maschen über die Bildung neuer Partnerschaften stärkt.
Das bedeutet:
2.) Statt reiner Fortschreibungstheorie brauchen wir für die Zukunft vor allem eine Veränderungstheorie.
Ihre Grundfrage ist:
Wie muss ich mich verändern, um die Herausforderungen der Zukunft zu bestehen.
Dazu gehören:
a) Grundlagenbesinnung
- Was ist der Auftrag von Kirche, ursprünglich und heute, zunächst einmal unabhängig von der Welt und dann auf die jeweilige Welt übersetzt?
b) Gestaltungsüberlegung - Welche Gestaltungsformen (Menschen, Medien, Technik) stehen zur Umsetzung des Auftrags zur Verfügung?
c) Kommunikationsüberlegung -Wer sind meine Gegenüber. Was suchen sie? Was brauchen sie?
d) Kooperationsüberlegung - Mit wem kann ich als Kirche ihre Ziele gemeinsam verfolgen?
Statt einer Fortschreibungsidee, entsteht aus diesen Überlegungen ein Veränderungsidee in Gestalt eines Transformationsprozesses.
Mit anderen Worten: Sparen mit all seinen verwandten Prozessen alleine reicht nicht. Es würde uns nur immer weiter verdünnen und marginalisieren.
Vielmehr braucht es eine neue Idee und eine entsprechende glaubwürdige Erzählung (Narrativ) von Kirche in dieser Zeit.
Wenn wir festhalten am Gewohnten durch Gestaltungsmittel „Einsparungen“ einerseits und durch das „Rückgewinnen Ausgetretener“ auf der anderen Seite, wenn wir also Kirche nur zu bekannter Gestalt zurückbringen wollen, wird der Zug der Zeit schlicht an uns vorbeifahren.
Wenn wir aber bereit sind, als Kirche den Menschen von heute in einer Gestalt zu begegnen, die wir so verändern, dass die Menschen sie (wieder) relevant finden und deshalb haben und erhalten (und auch: finanzieren) wollen, werden wir auch in Zukunft einen Auftrag nicht nur von Gott, sondern auch von den aktuell anwesenden Menschen bekommen.
Dazu, sagen Fachmenschen, braucht es sogenannte disruptive Prozesse. Das sind Prozesse, in denen bestimmte Traditionsketten hinterfragt werden und je nach Relevanz dann auch abreißen oder abgerissen werden – sowohl von außen als auch von innen.
Ich verstehe den 2030 Prozess als Mischung aus beiden Bestandteilen.
Zum einen werden Traditionslinien durch die äußeren Umstände abgerissen:
- Wir haben das Fachpersonal nicht mehr, um die Arbeit im bisherigen Umfang darzustellen.
- Dazu kommt, dass uns zunehmend das Geld dafür fehlen wird.
- Und absehbar werden wir auch nicht mehr die Klientel haben, die uns als Institution bestehen lassen will.
- Und zusätzlich hat auch Corona manche Prozesse und Gewohnheiten innerhalb der Kirche durch Lockdown, Maskenpflicht, die G-Regeln und die Verlegung vieler Veranstaltungen in den digitalen Raum abreißen lassen.
Vor allem aber fragt uns die veränderte Welt nach Antworten, die die Menschen verstehen und auf ihr Leben anwenden können.
Wenn wir das als Krise der Institution erleben, stimmt diese Wahrnehmung durchaus, aber für unseren Umgang damit halte ich es für wichtig, dass wir dabei die Institution Kirche nicht verwechseln mit dem, was Jesus als Kirche, und was Paulus als Leib Christi beschrieben haben, nämlich die Gemeinschaft von Menschen, die sich von Gott berufen dazu bekennen, dem Leben z.B. mit einer ganz besonderen Aussicht zu begegnen.
Damit will ich sagen, dass ich unbedingt auch unter sehr veränderten Bedingungen den Auftrag Gottes an seine Menschen erkennen, weitergeben und leben sein will, nämlich: Den Menschen die frohe Botschaft von Gottes Gegenwart im Leben zu verkündigen. Eine institutionelle Krise ist eine Krise der Menschen, keine Krise Gottes.
Noch einmal anders formuliert: Kirche in der Welt kann unter gänzlich verschiedenen Gestalten gedacht werden. Das Richtige entscheidet sich nicht zwischen den Polen bewährt, gewohnt und neu, sondern an der Frage, ob wir die Menschen erreichen.
Es gibt keine Gestalt der Kirche als Institution, die auf ewig festgelegt ist. Einzig Gottes Handeln an den Menschen ist ewig.
Das macht uns frei, ohne unser Handeln beliebig zu machen.
Konkret bedeutet es unter anderem:
Gerade der 2030 Prozess sollte uns möglichst genau fragen lassen:
- Was ist unser Auftrag?
o Pastorinnen sind vor allem Expertinnen in dem, was sie gelernt haben: Verkündigung, Seelsorge, Amtshandlungen, Unterricht. Dahin gehört ihr Hauptarbeitsgewicht, nicht z.B. in die Umsetzung immer neuer Gesetzesvorgaben
- Wie gestalten wir unseren Auftrag?
o zur Unterstützung dieser Konzentration auf die Kernaufgaben braucht es neue Gemeindeämter mit eigenem Verantwortungsgebiet: Geschäftsführende Personen z.B., ehren- oder sogar hauptamtlich
o neben den Pastoren kann es weitere kirchliche Experten geben, an denen sich durchaus Gemeinde bilden und orientieren kann: Kirchenmusikerinnen, Diakoninnen, Prädikantinnen, u.a.
- Welche Trauerprozesse müssen wir gestalten
o Trauerprozesse sind auf ihre Art auch Prozesse der Freiheit
o Es wird uns zwar manch Liebgewordenes nicht mehr möglich sein, aber frei nach Hesse „drum Herz, nimm Abschied und gesunde“ werden wir auch Dinge loslassen dürfen und sogar müssen, die uns bisher gefesselt haben.
Die Kirchspiele brauchen dazu Unterstützung und bekommen sie vom Kirchenkreis
o Eine Arbeitsstelle, besetzt mit Pastor Lüdtke, die die einzelnen Prozesse begleitet, vernetzt, kirchspielübergreifend die Beteiligten in den Austausch zu Spezialthemen bringt (Verwaltung, Fundraising, Rechtsfragen usw.)
o Unterstützungspakete finanzieller Natur, die Coaching- und Supervisions-Prozesse unterstützt. Sie werden den Gemeinden zur Verfügung gestellt und z.T. auch abgerufen.
o Vertretungspfarrstellen, die dort unterstützen, wo durch Weggang oder Pensionierung Kirchspiele zu früh bei den Werten von 2030 ankommen. Vier Stellen dieser Art haben wir in den vergangenen Jahren beschlossen. Insgesamt hat der KK zeitweise bis zu 8 Stellen, davon 6 zu 100% für Vertretungen beschäftigt, aktuell sind es 6 mit einem Stellenumfang von 500%, von denen eine noch im Besetzungsverfahren ist.
o Eine bestehende und absehbar neu formatierte 50% Stelle für theologische Begleitung für die Aus- und Fortbildung Ehrenamtlicher im Bildungswerk.
o Zusätzlich Besetzungen von Pfarrstellen, die eigentlich schon ruhend gestellt waren, durch Pastor*innen im Probedienst.
o Viele Gespräche und KGR-Besuche durch Pröpste und ihre Stellvertretenden
Der Quartiersgedanke als eine Idee erneuerter Zusammenarbeit
Daneben gehen diese Entwicklungen mit dem Hilfsbegriff des Quartiers noch weiter:
- wo wir werden stärker mit Partner*innen kooperieren statt in der Fläche um Mitglieder zu konkurrieren
- Unseren Markenkern geben wir dafür nicht auf. Im Gegenteil: Wir stärken ihn.
- Kommunikation wird noch wichtiger und bezieht Digitalisierung mit ein. Corona bedeutet darin einen Quantensprung für uns. Ebenso wie neue Mobilitätsformen und allgemeiner technischer Fortschritt.
- Kirche bleibt dabei weiterhin treu bei den Menschen, aber kennt verstärkt Botschafterinnen, die nicht mehr nur einen Absender vertreten.
- Das Ehrenamt braucht dazu neuen Schwung, mehr Selbstständigkeit und wird vom Hauptamt unterstützt - bisher war es oft umgekehrt. Es wird ausdrücklich gefördert und fortgebildet.
- Kirchennahe und Kirchenferne werden neu aufeinander bezogen und mit der kirchlichen Arbeit verbunden. D.h. die Menschen, die nicht Kirchenmitglieder sind, werden mit ihren Erwartungen wichtiger und sind ernsthaft eingeladen, Kirche mitzugestalten.
Das Ergebnis dieser Denkrichtung bedeutet eine verstärkte Durchlässigkeit der Kirchenmauern für die Welt, und zwar in beiden Richtungen: Kirche verbindet sich stärker mit Verantwortlichen außerhalb ihrer Mauern. Weltliche Verantwortliche übernehmen mehr Aufgaben innerhalb Kirche. Fragen und Lebensäußerungen der Menschen von außen erhalten innerhalb von Kirche neue Relevanz. Umgekehrt wird Kirche neu relevant für die Welt – eine eigene Idee von Barrierefreiheit.
Transformation – ist das die Fortschreibung von Reformation, deren 500. Jubiläum wir vor nun fast 5 Jahren gefeiert haben? Wir haben damals bei allem Feiern verstanden, dass Reformation kein 500 Jahre altes Denkmal sein kann. Reformation war und ist im Gegenteil auch heute nach eine Aufbruchsbewegung, die unsere Kirche braucht - täglich sozusagen. Aufbruch, nicht um davonzulaufen, sondern, um dem Auftrag treu zu bleiben, bzw. diese Treue neu zu definieren.
Transformation – ein großer Gedanke. Aber mit all den kleinen Schritten, die vor Ort schon unternommen wurden, geht es wirklich voran. Ich finde, wir sind schon ganz schön weit gekommen.
Und für unsere Akzeptanz der verbleibenden Herausforderungen wird uns eine kirchliche Landschaft belohnen, die dem Namen „Kirche für die Menschen“ auch über 2030 hinaus immer noch bzw. neu gerecht werden wird.
Erich Faehling, Propst
Vortrag auf der Kirchenkreis-Synode am 19. März 2022
Angebote
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Propst Erich Faehling: Kirchspielprozess 2030, Rückblick - Ausblick
Vortrag von Propst Faehling, gehalten auf der Frühjahrssynode…
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Andreas W. Lüdtke: Informationen zum Pfarrsprengel
Orientierungshilfe in zehn Abschnitten, inkl. der zitierten…
Weitere Infos
Vortrag von Propst Faehling, gehalten auf der Frühjahrssynode des Kirchenkreises am 19. März 2022.
Losung für Donnerstag, 5. Dezember 2024
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Sacharja 8,19Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.
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Interview Andreas W. Lüdtke
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